Dunkle Jahreszeit #TrotzCED: Weshalb du jetzt noch mehr auf dich achten solltest

Im Winter leiden CED-Patienten häufiger unter Depressionen und Angstzuständen

Geht auch dir das so? Wenn es draußen kälter wird, die Tage kürzer werden und die Blätter von den Bäumen fallen, kann dies mitunter auf die Stimmung schlagen. Hormonelle Veränderungen können dazu führen, dass wir uns in der dunklen Jahreszeit weniger glücklich und energetisch fühlen. Bei vielen Betroffenen einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung (CED) bleibt es jedoch nicht bei einem kleinen „Winter-Blues“. Vor allem schwere Krankheitsverläufe, mit häufig, wiederholt auftretenden Entzündungsschüben, können zu Missstimmungen, Angst, Sorge oder gar Depressionen führen. Eine mögliche Auswirkung auf deine Psyche solltest du daher vor allem während der dunklen Jahreszeit nicht unterschätzen. 

Psychische Begleiterkrankungen bei CED häufiger als bislang vermutet

Eine aktuelle Auswertung der Daten von über 30.000 Patient*innen mit Morbus Crohn (MC) und Colitis ulcerosa (CU) zeigt wie sehr sich CED auch auf die Psyche auswirken können. Etwa jede*r dritte Patient*in leidet unter Angstzuständen, Missstimmungen oder Beklemmung, jede*r vierte unter einer Depression. Bei einer aktiven CED ist die Anzahl sogar noch erhöht – im Falle häufiger Schübe weisen etwa die Hälfte der Betroffenen Angstzustände und etwa ein Drittel Depressionen auf. Auch zeigen sich Unterschiede bei der Art der CED und dem Geschlecht der Betroffenen: Patient*innen mit MC wiesen in der Untersuchung gegenüber Patient*innen mit CU ein um 20 % höheres Risiko für eine psychische Begleiterkrankung auf. Frauen waren dabei im Allgemeinen häufiger betroffen als Männer. Bei Frauen traten Angstzustände in 34 % und Depressionen in 21 % der untersuchten Fälle auf, während sich bei 23 % bzw. 16 % der Männer Angstzustände oder Depressionen erkennen ließen. Trotz möglicher vergleichbarer Symptome einer auftretenden Erschöpfung gilt es die Fatigue als eine weitere Begleiterscheinung der CED von den psychischen Begleiterkrankungen zu unterscheiden, wie du in dem Beitrag Fatigue: Wenn Körper und Geist bei CED streiken noch einmal nachlesen kannst. 

Die Psyche kann aus verschiedenen Gründen belastet sein

Die chronische Krankheitssituation bei CED kann für viele Betroffene eine dauerhafte Belastung im Alltag darstellen. Einschränkungen im beruflichen und privaten Umfeld sowie Zukunftsängste und -sorgen im Hinblick auf folgende Therapien oder eine mögliche Verschlechterung des Krankheitszustands können sich maßgeblich auf die Lebensqualität und somit auch auf die Psyche auswirken. Eine entscheidende Rolle stellt dabei zudem auch die enge Verbindung zwischen Darm und Hirn dar. Über die Nervenbahnen der sogenannten „Darm-Hirn-Achse“ findet ein ständiger Austausch zwischen Kopf und Bauch statt, welcher dazu führt, dass kleinste Veränderungen im positiven und negativen Sinne sich sofort auch in dem jeweils anderen Teil des Körpers bemerkbar machen. 

Der Darm belastet die Psyche und andersrum

Psychische Erkrankungen sind für sich allein genommen bereits eine schwere Last. Doch in Kombination mit einer CED können Depressionen oder Angstzustände den weiteren Krankheitsverlauf zusätzlich negativ beeinflussen. Die enge Verbindung zwischen Darm und Hirn kann wechselseitig einen Abwärtstrend beim Gesundheitszustand und allgemeinen Wohlbefinden hervorrufen. Daten zeigen, dass die Kombination aus CED und psychischer Begleiterkrankung das Risiko von Entzündungsschüben erhöht. Für die doppelt Betroffenen kann dies in der Folge vermehrte chirurgische Eingriffe sowie häufigere Krankenhausaufenthalte bedeuten. Zudem werden die Betroffenen durch die häufigeren Schübe auch vermehrt mit Steroiden behandelt, was wiederum weitere Nebenwirkungen oder die Entstehung einer Steroidabhängigkeit nach sich ziehen kann. Mehr zu dem Thema Steroidabhängigkeit erfährst du in dem Artikel Steroidabhängigkeit: Wenn aus einem kurzen Vor- ein langer Nachteil wird.

Was tun, um psychischen Begleiterkrankungen vorzubeugen?

Damit deine CED sich gar nicht erst auf deine Stimmung auswirken kann, empfiehlt es sich, dem Alltag mit einer positiven Grundeinstellung #TrotzCED zu begegnen. Getreu dem Motto „Think and stay positive“ kannst du die enge Verbindung zwischen deinem Darm und deinem Hirn so zu deinem Vorteil nutzen und positive Gefühle auch positiv auf deinen Darm wirken lassen. Zur psychischen Stabilität kann hierbei auch beitragen, sich mit der Erkrankung auseinanderzusetzen, selbstbewusst damit umzugehen und möglichst seinen Frieden damit zu schließen, dass einen die Erkrankung voraussichtlich ein Leben lang begleiten wird. Dazu zählt, sich von kleineren oder größeren Rückschlägen nicht unterkriegen zu lassen. Was dies bewirken kann, zeigt dir etwa das Portrait von Gürkan Dursun, das du in dem Beitrag Diagnose unheilbar krank – Gürkans Geschichte zwischen Colitis ulcerosa und Depressionen nachlesen kannst. Wichtig ist, auf sich selbst zu hören und nach Möglichkeit für Entspannung und Entlastung im Alltag zu sorgen. Tipps für Entspannungstechniken oder Achtsamkeitstrainings erhältst du in dem Beitrag Für ein besseres Bauchgefühl: Achtsamkeit bei CED. Wenn du bei dir Anzeichen einer psychischen Verstimmung bemerkst, solltest du mit deinem Gastroenterologen bzw. deiner Gastroenterologin sprechen, der/die dich zu einem Gespräch mit einem/einer CED-erfahrenen Psycholog*in überweisen kann. Je früher das passiert, um so höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich z.B. eine Depression nicht verfestigt. Auf jeden Fall solltest du deine Sorgen nicht mit dir selbst ausmachen oder in dich hineinfressen. Sprich deine Ängste aktiv etwa im Freundes- oder Familienkreis an und du wirst feststellen, wie beruhigend und zugleich motivierend ein Rückhalt und die Unterstützung durch andere sein kann. 

Und abschließend noch ein Tipp für die dunkle Jahreszeit. Einem Winter-Blues begegnet man am einfachsten mit viel Licht, um dem veränderten Hormonhaushalt entgegenzuwirken: Versuche, möglichst oft im Freien Tageslicht zu tanken und bringe deinen Organismus morgens mit hellem, starkem Kunstlicht in Schwung. Manchmal empfehlen Ärzt*innen auch, zusätzlich Vitamin D einzunehmen.

Draußen wird es kälter und die Tage werden kürzer – und hormonelle Veränderungen führen dazu, dass du dich weniger glücklich und energetisch fühlst? Gerade als Betroffener einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung solltest du dich gerade jetzt noch mehr mit deiner psychischen Gesundheit auseinandersetzen. Im Artikel erfährst du mehr, wie du den Winter-Blues von einer psychischen Begleiterkrankung der CED unterscheidest.