Die Diagnose Verstehen – Morbus Crohn

Ursachen der Colitis ulcerosa

Die Ursache der Colitis ulcerosa ist bisher noch ungeklärt. Es gibt lediglich bekannte Risikofaktoren, die die Wahrscheinlichkeit an einer Colitis ulcerosa zu erkranken, erhöhen.

Zu diesen Risikofaktoren gehören:

  • Genetische Veranlagung

  • Störung der Barrierefunktion der Darmschleimhaut

  • Störung des Mikrobioms

  • Fehlfunktion des Immunsystems

  • Umweltfaktoren wie z. B. erhöhter Hygienestandard in der Kindheit

  • Infektionen des Magen-Darm-Trakts1

  • Wiederholter und früher Einsatz von Antibiotika1

  • Einnahme von Rheuma-Medikamenten, die nicht zu Steroiden gehören1

  • Frühes Abstillen1

  • Entfernung des Blinddarms1

Wissenschaftler vermuten heute, dass eine erblich bedingte Neigung für bestimmte gesteigerte Immunreaktionen Auslöser einer Colitis ulcerosa sein können. Es wurden mehrere genetische Veränderungen bei Patienten gefunden, die mit dem Auftreten von chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen in Verbindung stehen. Umweltfaktoren wie ein zu hoher Hygienestandard in der Kindheit und die Ernährung scheinen auch eine gewisse Rolle zu spielen. Stress und Belastungen lösen die Erkrankung nach heutigem Wissen zwar nicht aus, können aber Schübe auslösen, was den Verlauf schwieriger macht.

Auf der Basis unserer Erbanlagen reagiert das Immunsystem unterschiedlich auf bestimmte Reize, Umweltfaktoren oder in diesem Fall möglicherweise auf Darmkeime. Da auch unser Darm eine aktive Immunabwehr hat, ist es nachvollziehbar, dass auch dort das Immunsystem mehr oder weniger stark reagieren kann.

Störung der Darmschleimhautbarriere

Klinische und experimentelle Forschungen sprechen für eine Störung der Schleimhautbarriere als mögliche Ursache für Colitis ulcerosa. Die Darmschleimhaut besteht aus der Epithelzellschicht und der aufgelagerten antibakteriellen Schleimschicht. Einige Forscher gehen davon aus, dass bei einer weniger starken Verbindung zwischen den Epithelzellen und einer zusätzlichen Störung der Schleimschicht beides gemeinsam zu einer höheren Durchlässigkeit des Epithels – und damit zu einer verstärkten Aufnahme von Bakterien oder Antigenen in die Darmwandschichten führen kann. Die Fresszellen (Makrophagen) und die Zellen des Immunsystems (dendritische Zellen) scheinen, auf diese erhöhte Erregerzahl aufmerksam zu werden und weitere Zellen des Immunsystems zu aktivieren, wodurch sich die Immunreaktion verstärkt.2

Die Rolle der Darmbakterien (Mikrobiom) bei Colitis ulcerosa

Bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (CED) ist häufig auch das Mikrobiom im Darm gestört. Im Gegensatz zu gesunden Menschen befinden sich bei CED Patienten Bakterien direkt auf und im Schleimhautepithel.3,4 Die normalerweise friedliche Wechselwirkung von rund 100 Billionen Mikroorganismen und mindestens 1.000 verschiedenen bakteriellen Spezies im menschlichen Darm ist ein erstaunliches Phänomen. Die Zusammensetzung dieser Mikroorganismen ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich und rückt immer mehr ins Interesse der aktuellen Forschung. Bei vielen Patienten mit CED liegt ein Missverhältnis von entzündlichen und anti-entzündlichen Darmkeimen vor. Die Auseinandersetzung des intestinalen Mikrobioms mit dem Immunsystem in der Darmwand hält die Entzündungsreaktion bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen aufrecht und spielt eine wesentliche Rolle in der Krankheitsentstehung.

Ist Colitis ulcerosa vererbbar?

Colitis ulcerosa ist keine Erbkrankheit, es gibt aber eine genetische Veranlagung, bei der CED-Erkrankte mehrere genetische Risikovarianten auf ihren Genen tragen. Tastsächlich weist der größte Teil der CED-Patienten eine genetische Veranlagung für die Erkrankung auf.5

Welche Rolle spielt übermäßige Hygiene bei Colitis ulcerosa?

Nach der Hygienehypothese treten Krankheiten wie Allergien und Autoimmunerkrankungen, aber auch CED, aufgrund sich veränderter Umgebungsbedingungen immer häufiger auf. Dabei wird ein Zusammenhang von evolutionärer Anpassung, genetischer Veranlagung und entzündlichen Immunreaktionen, die durch einen veränderten Lebensstil bedingt sind, gesehen. Beispiele für einen veränderten Lebensstil sind u.a. Rauchen, weniger Kontakt zu Nutztieren, verbesserte sanitäre und medizinische Möglichkeiten und veränderte Ernährung.6