Let’s talk about Sex: Libido und CED
Das Wort „Libido“ fällt in Zusammenhang mit dem Thema Sexualität häufiger – aber was bedeutet das eigentlich genau und wie wirkt sich eine chronisch-entzündliche Darmerkrankung (CED) darauf aus? Unter dem Begriff „Libido“ versteht man ein triebhaftes, sexuelles Verlangen. Umgangssprachlich wird dies auch als „Geschlechtstrieb“ bezeichnet. Der Geschlechtstrieb ist dabei je nach Person ganz unterschiedlich ausgeprägt und rangiert auf einem Spektrum zwischen den beiden Extremen: Frigidität und Nymphomanie. Die Libido ist dabei nicht nur persönlich äußerst unterschiedlich ausgeprägt, sondern auch abhängig von einer Vielzahl innerer und äußerer Faktoren: Zu den Inneren zählen z.B. Stress oder Depressionen, während z.B. Medikamente oder Alkohol zu den Äußeren gehören. Die Sexualität wird heutzutage als ein wesentlicher Beitrag zur Lebensqualität verstanden – umso wichtiger ist es, dieses Thema auch in Hinblick potentieller Herausforderungen und Schwierigkeiten zu behandeln.
Libido und CED – oder: Wenn die Lust zur Last wird…
Eine chronisch-entzündliche Darmerkrankung (CED) wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa hat Auswirkungen auf alle Lebensbereiche. Und so bleibt natürlich auch die Sexualität davon nicht unberührt. 65% aller Teilnehmer*innen einer Umfrage unter CED-Betroffenen geben an, dass ihre CED einen ausgeprägten bis sehr starken Einfluss auf ihr Sexleben hat. Rund die Hälfte aller Frauen und Männer mit einer CED sprechen sogar von irgendeiner Form von Beeinträchtigung. Zu den sexuellen Problemen zählen fehlendes sexuelles Verlangen oder Interesse, Unfähigkeit beim Liebesspiel körperlich erregt zu werden, verzögerter oder fehlender Orgasmus sowie Schmerzen beim Geschlechtsverkehr. Gerade bei weiblichen Betroffenen scheint die CED einen gravierenden Einfluss auf die Libido zu haben: So beschreiben sie im Vergleich zu männlichen Betroffenen größere Schwierigkeiten in den Bereichen Lust / Interesse, Befriedigung und Frequenz. Hierbei scheint u.a. auch die Angst vor unvorhergesehenen Darmbewegungen (in Form von Inkontinenz, Diarrhö und Stuhlgang) beim Sex das Interesse an bzw. die Lust auf Sex zu mindern. Experten empfehlen in diesem Fall eine Tageszeit mit geringerer Darmbewegung zu wählen oder zur tageszeitenunabhängigen Kontrolle vor dem Sex ein Antidiarrhoikum einzunehmen. Da die zweite Option je nach Krankheitsgeschichte und -phase auch Risiken bergen kann, solltest du hierzu unbedingt vorab mit deinem / deiner behandelnden Arzt / Ärztin sprechen. Auch bei männlichen Betroffenen geht die CED nicht spurlos an der Sexualität vorbei, sondern zeigt einen unmittelbaren Einfluss: Sie leiden häufiger an Erektionsstörungen als Nicht-CED-Betroffene. Ein Grund hierfür kann die Wahl der medikamentösen Therapie sein, auch wenn Erektionsstörungen eher selten als Nebenwirkung von CED-Medikamenten beschrieben werden. Es wurde allerdings eine dämpfende Wirkung von Steroide auf den Sexualtrieb sowie auf die Sexualfunktion beschrieben. Solltest du das Gefühl haben, dass deine Libido durch Nebenwirkungen deiner medikamentösen Therapie beeinträchtigt wird, so sprich hierzu bitte unbedingt deinen behandelnden / deine behandelnde Arzt / Ärztin an.
Auch wenn es viele verschiedene Faktoren gibt, die einen Einfluss auf die Libido und Sexualität von CED-Betroffenen haben, so beeinträchtigen die häufig eingesetzten Medikamente zur Behandlung einer CED nicht zwangsläufig das sexuelle Verlangen oder die sexuelle Leistungsfähigkeit: Sofern die Therapie gut auf den / die Patient*in angepasst ist und die Erkrankung dadurch unter Kontrolle ist, ist die Lust auf Sex wahrscheinlicher. Sprich daher unbedingt mit deinem / deiner behandelnden Arzt / Ärztin, falls du bei dir noch Optimierung siehst. Und wenn du das Gefühl hast, dass du über so ein intimes Thema nur ungern sprichst, möchten wir dich auf diesen Artikel aufmerksam machen, der die Vorteile einer offenen Kommunikation zu sexuellen Herausforderungen behandelt .