Was passiert bei Colitis ulcerosa?

Bei der Colitis ulcerosa ist vor allem die oberste Schicht des Dickdarms entzündet, die Schleimhaut. Sie kleidet den Verdauungstrakt ähnlich einer Tapete von innen aus. Gelegentlich ist auch die Submukosa betroffen, eine schmale Bindegewebsschicht direkt unter der Schleimhaut. Tiefere Darmschichten bleiben – anders als beim Morbus Crohn – unberührt.

Bei der Colitis ulcerosa ist der Dickdarm oberflächlich entzündet. Bakterien aus dem Darminneren dringen in die Darmwand ein.

Colitis ulcerosa erfasst nur den Dickdarm

Die Erkrankung beginnt normalerweise im letzten Abschnitt des Dickdarms, dem Enddarm, und steigt von dort weiter auf. Bei etwa 45% der Betroffenen sind End- und S-Darm entzündet. Bei 35% der linke Dickdarm und bei rund 20% der gesamte Dickdarm. Spätestens am Übergang vom Dünn- zum Dickdarm kommt der entzündliche Prozess zum Stillstand.

„Die Diagnose Colitis ulcerosa klingt für mich ziemlich abstrakt.“

Was passiert denn da eigentlich in meinem Körper?

Bei der Colitis ulcerosa läuft eine Entzündung in der Schleimhaut (Mukosa) des Dickdarms ab. Sie ist die oberste Schicht des Darms und eine natürliche Barriere zwischen Umwelt und Körperinneren. Bei gesunden Menschen verhindert die Schleimhaut das Eindringen von natürlichen Darmbakterien in die Darmwand. Bei der Colitis ulcerosa ist die Schleimhaut jedoch undicht. Darmbakterien können aus dem Darminneren in die Zellen der Darmwand eindringen.
Wörtlich übersetzt bedeutet Colitis ulcerosa „geschwürige Entzündung des Dickdarms“.

Entzündung als Abwehrreaktion

Die in die Darmwand eingedrungenen Darmbakterien aktivieren nun das Immunsystem. Es folgt eine komplexe Abwehrreaktion, die umgangssprachlich Entzündung genannt wird. Sie äußert sich in den fünf typischen Anzeichen der Entzündung, die mehr oder weniger ausgeprägt sein können und von Ihnen nicht unbedingt bemerkt werden:

  • Schwellung
  • Rötung
  • Erwärmung
  • Schmerz
  • Funktionsverluste

Das Immunsystem kommt nicht zur Ruhe

Das Ziel der Entzündung ist es, die Erreger wieder aus den Gewebszellen zu entfernen. Dafür wandern vermehrt Immunzellen in die Darmwand ein und werden aktiv. Sie schütten Botenstoffe aus, welche die Entzündung anfeuern. Fresszellen machen die Bakterien unschädlich, indem sie sie sich einverleiben. Sind alle Eindringlinge beseitigt, beruhigt sich das Immunsystem normalerweise wieder. Nicht so bei Colitis ulcerosa: hier reagiert es immer weiter und die Entzündungsreaktion zerstört nach und nach die gesunde Schleimhautschicht.

Welche Ursachen hat Colitis ulcerosa?

Bis heute diskutieren Ärzte und Wissenschaftler über die genauen Auslöser der Colitis ulcerosa.

Irritiertes Immunsystem

Normalerweise schützt das körpereigene Abwehrsystem dich vor Erkrankungen. Doch im Unterschied zu gesunden Menschen hält dein Immunsystem die in deinem Darm regulär angesiedelten, harmlosen Bakterien für schädliche Eindringlinge und bekämpft sie. Ursächlich könnte dafür unser hoher Hygienestandard sein: Wegen der sauberen Umwelt setzt sich das Immunsystem nicht oft genug mit Keimen auseinander. Aus mangelndem „Training“ stürzt es sich auf harmlose Stoffe als Ersatzfeinde. Für die Theorie spricht, dass Kinder, die auf dem Bauernhof aufwachsen, seltener an Allergien erkranken.

Stress, Angst oder andere psychische Probleme lösen die Erkrankung nicht aus. Stress kann aber einen erneuten Schub begünstigen.

Vererbt in der Familie

Tatsächlich gibt es eine familiäre Veranlagung bei Colitis ulcerosa. Allerdings kennt die Medizin keinen einzelnen genetischen Marker. Vielmehr sind bei Menschen mit Colitis ulcerosa im Vergleich zu Gesunden rund 200 Gene verändert. Manche sorgen dafür, dass der Körper besonders viele Botenstoffe produziert, die wiederum die entzündlichen Prozesse im Darm anfeuern. Andere Gene sind dafür verantwortlich, dass die Darmschleimhaut zu wenige schützende Eiweiße herstellt.

Umwelteinflüsse?

Bis heute ist unklar, welche Umwelteinflüsse eine Colitis ulcerosa begünstigen. Aus Zwillingsstudien weiß man, dass Betroffene häufiger als ihre gesunden Geschwister Antibiotika eingenommen, Fleisch gegessen und unter Blinddarmentzündungen gelitten haben. Wie stark jeder dieser Faktoren das Entstehen der Krankheit beeinflusst, kann niemand sagen. Wissenschaftler haben festgestellt, dass Raucher seltener erkranken. Deshalb wird Ihnen jedoch kein Arzt das Rauchen nahe legen.

Risikofaktoren für chronisch-entzündliche Darmerkrankungen (CED)

Was sind die Folgen für mich?

Die entzündlichen Prozesse laufen dauerhaft in deinem Körper ab, auch wenn Du selbst sie nicht bemerkst. Eine Colitis ulcerosa kann ganz unterschiedlich ausgeprägt sein. Bei einigen Patienten verläuft die Erkrankung milde und verursacht nur selten Beschwerden, andere klagen über häufigere und stärkere Symptome. Ärzte unterscheiden vor allem zwischen Schüben und sogenannten Ruhe- oder Remissionsphasen, die sich abwechseln. Im Schub ist die Entzündung besonders heftig, in der Ruhephase flaut sie ab. Genauso gut können die Beschwerden auch über längere Zeit anhalten oder nur ganz sporadisch auftreten.

Diese Symptome sind häufig:

  • schleimige, blutige Durchfälle

  • krampfartige Bauchschmerzen

  • Blähbauch

  • Gewichtsverlust

  • Fieber und Krankheitsgefühl

  • Müdigkeit und Erschöpfung

Weitere Beschwerden und Risiken

Etwa einer von zehn Patienten leidet unter gesundheitlichen Problemen, die nicht vom Darm ausgehen. Dazu gehören Haut- und Schleimhautveränderungen, Gelenkschwellungen, Augenentzündungen und Entzündungen der Gallenwege.

Zu den eher selteneren Komplikationen einer Colitis ulcerosa gehören eine akute Erweiterung des Darms (das sogenannte toxische Megacolon) oder Blutungen, die so stark sind, dass sie eine Bluttransfusion erforderlich machen. Beides ist heute extrem selten. Allerdings steigert die anhaltende Entzündung Ihr Risiko, an Darmkrebs zu erkranken. Durch angepasste Therapien und regelmäßige Darmspiegelungen lässt sich dieses Risiko verringern. Hierbei kann Ihr Arzt Krebsvorstufen erkennen und entfernen.

Die Colitis ulcerosa kann Organe außerhalb des Dickdarms betreffen. Sie äußert sich durch Gelenkschmerzen, Entzündungen am Auge, der Haut oder an den Gallengängen.