Ein Beruf ist das Rückgrat des Lebens

Zitat: Friedrich Wilhelm Nietzsche

Jeden Tag arbeiten zu gehen ist für die meisten Menschen selbstverständlich und ein unverzichtbarer Teil ihres Lebensinhalts. Auch der deutsche Philosoph Friedrich Nietzsche sah das so und verglich die Arbeit mit dem Rückgrat, also dem Grundgerüst des Lebens. Doch was tun, wenn einem dabei Colitis ulcerosa oder Morbus Crohn im Wege stehen? Was, wenn ständige Müdigkeit und plötzliche Toilettengänge die Karriere gefährden?

CED-Betroffene stehen vor einer besonderen Herausforderung, wenn es um die Berufswahl oder um das Meistern des Arbeitsalltags geht. Die folgenden Ratschläge sollen dabei helfen, Klarheit über CED & Beruf zu schaffen.

Die Berufswahl läutet ein wegweisendes Kapitel im Leben eines jeden jungen Menschen ein. Deshalb sollte zunächst diese Entscheidung nicht von der Erkrankung abhängig gemacht werden. Der Begriff Beruf kommt schließlich von Berufung. Und das gilt auch für dich!

Die Arbeit sollte also deinen Fähigkeiten und Ansprüchen gerecht werden. Denn wer glücklich und zufrieden seine Brötchen verdienen geht, der bekommt mehr als nur das monatliche Gehalt. Der Beruf gibt dir Selbstvertrauen und hilft, die Hürden des CED-Alltags zu überwinden. Er verleiht dem Tag Struktur und lenkt von den möglichen Beschwerden ab. Daher lass dich nicht von der Erkrankung einschüchtern, sondern gehe #TrotzCED deinen beruflichen Weg!

Auf Arbeitssuche #TrotzCED – Was darf ich sagen, was muss ich sagen?

Hast du eine Einladung zu einem Bewerbungsgespräch bekommen, brauchst du dir zunächst keine Gedanken über fiese Fragen zu deiner Erkrankung machen, sondern dich einfach nur darüber freuen, dass du zu der engeren Auswahl der Jobanwärter gehörst. Denn die Frage nach chronischen Krankheiten ist rein rechtlich – von bestimmten Ausnahmen abgesehen – in Vorstellungsgesprächen grundsätzlich nicht zulässig. Die Entscheidung liegt ganz allein bei dir, ob du deinem zukünftigen Arbeitgeber von Colitis ulcerosa oder Morbus Crohn berichtest oder nicht.

Argumente dafür: Der offene Umgang mit der Erkrankung spricht nicht nur für deine Ehrlichkeit, sondern auch für den Beginn einer gesunden Arbeitsbeziehung. Außerdem brauchst du dir für spätere Krankheitsausfälle keine Ausreden einfallen zu lassen.

Argument dagegen: Deine ehrliche Art kann negativen Einfluss auf den Bewerbungsprozess haben - abhängig von dem Verständnis deines Arbeitgebers.

Geeignete Berufe #TrotzCED

Es gibt einige Dinge, die das Arbeitsleben für dich vereinfachen können und die du bei der Berufswahl berücksichtigen oder im Bewerbungsgespräch ansprechen kannst.

• Home-Office: Das Arbeiten von zuhause aus bringt viele Vorteile mit sich. So muss man sich vor den Kollegen wegen des häufigen Toilettengangs nicht rechtfertigen. Zudem gibt es keine festen Arbeitszeiten, was den Umgang mit einem akuten Schub erleichtert.

• Flexible Arbeitszeiten: Falls Home-Office mit deiner Arbeit nicht zu vereinbaren ist oder dein Vorgesetzter etwas dagegen hat, können flexible Arbeitszeiten eine Option für dich und deinen Arbeitgeber sein. Dadurch sind beispielsweise kurzfristige Arztbesuche möglich. Auch eine zeitliche Verzögerung, die ein Schub nach sich gezogen hat, sind so kein Problem mehr.

• Im Büro: Wenn sowohl flexible Arbeitszeiten als auch Home-Office für dich oder deinen Chef nicht in Frage kommen, dann solltest du darauf achten, dass …
… eine Toilette in der Nähe deines Arbeitsplatzes ist.
… Schichtarbeit oder lange Dienstzeiten nicht die Regel sind.
… Stress die Ausnahme ist.
… wenig Reisetätigkeiten vonnöten sind. 

Es wäre falsch zu sagen, dass nur bestimmte Berufe bei einer CED in Frage kommen. Dennoch sind einige Berufsfelder aufgrund der oben beschriebenen Möglichkeiten besser geeignet als andere. Kreative Berufe, wie z. B. Online-Redakteur, Grafiker, Web-Designer, oder IT-Berufe, wie z. B. Programmierer, sind ohne Einschränkungen von zuhause aus durchführbar. Selten kommt es zu Reisetätigkeiten oder Schichtdiensten. Das Gleiche gilt für Jobs in der Verwaltungsbranche oder im kaufmännischen Bereich. Auch die Selbständigkeit kann eine Möglichkeit sein, dich selbst zu verwirklichen und dabei viele Vorzüge zu genießen: Ein selbstbestimmtes Leben und an den Gesundheitszustand angepasste Arbeitszeiten. Dennoch muss immer an ein ausreichendes Finanzpolster gedacht werden, um akute Entzündungsphasen überbrücken zu können. Außerdem ist die unterbewusste Belastung auf den Darmtrakt nicht zu unterschätzen, wenn Existenzängste als Begleiterscheinung auftreten. Daher: Vor- und Nachteile einer möglichen Selbständigkeit abwägen, bevor du dich für diesen großen Schritt entscheidest.

Plötzlich CED – im bisherigen Beruf/Team bleiben oder Umschulung?

Die Diagnose Colitis ulcerosa oder Morbus Crohn ist für jeden Betroffenen zunächst ein Schock. Nicht nur dein Privatleben, sondern auch dein Berufsleben werden höchstwahrscheinlich von den Auswirkungen betroffen sein. Doch kein Grund zur Panik. Abhängig von der Art der Arbeit, kannst du dir zunächst einmal überlegen, ob eine Umschulung sinnvoll ist oder gar keine berufliche Veränderung in Erwägung gezogen werden muss.

Welche Berufe sprechen für eine Umschulung? Falls du in deinem bisherigen Beruf viel unterwegs und selten an einem Arbeitsplatz bist, solltest du nach beruflichen Alternativen Ausschau halten. Auch häufige Auslandsaufenthalte oder das Arbeiten im Freien (z. B. im Baugewerbe) sprechen für eine berufliche Umorientierung. Denn Toiletten sollten von nun an immer in erreichbarer Nähe sein.

Wenn du dich im Außendienst befindest, genügt vielleicht schon ein Gespräch mit deinem Arbeitgeber, ob eine Versetzung in den Innendienst möglich ist. Auch interne Weiterbildungen sind eine Möglichkeit, um im gleichen Unternehmen eine „CED-freundliche“ Stelle zu besetzen.

Hier findest du Anlaufstellen für Umschulungsinformationen:

Agentur für Arbeit 

Deutsche Rentenversicherung 

Bundesverband Deutscher Berufsförderungswerke 

Stiftung Darmerkrankung: Ausbildungsförderung für junge Menschen mit CED 

CED im Beruf – Ansprechen und wenn ja, wie?

Es hängt vom Verhältnis zwischen dir und den Kollegen ab, ob du von deiner Erkrankung erzählst oder nicht. Wenn eine loyale oder sogar familiäre Beziehung besteht, empfiehlt sich ein offener Umgang mit der CED, um Vorurteile aus dem Weg zu räumen oder die häufigen Toilettengänge zu erklären. Du wirst merken, dass es dir viel leichter fallen wird, die Gegebenheiten hinzunehmen, die eine CED mit sich bringt, wenn deine Kollegen und dein Vorgesetzter davon wissen. Dennoch ist es eine individuelle Entscheidung, die jeder für sich treffen sollte.

Wenn du dich dafür entscheidest, offen damit umzugehen, könnte dir auch ein Schwerbehindertenausweis das Berufsleben erleichtern.

Info zum Schwerbehindertenausweis: Wenn der Grad der Behinderung (GdB) mindestens 50 % beträgt, liegt laut Gesetz eine Schwerbehinderung vor. Dadurch besteht beispielsweise Anspruch auf Zusatzurlaub, auf Reduzierung der Wochenstunden und auf Zusatzleistungen wie z. B. Steuerfreibeträge oder Freifahrten im öffentlichen Personennahverkehr. Der Schwerbehindertenausweis ist für CED-Betroffene eine sinnvolle Hilfeleistung und dient dazu, die durch eine CED verursachten Einschränkungen auszugleichen.

Fazit

CED & Beruf schließen sich nicht aus. Finde ein an dich angepasstes Berufsmodell, welches deinen Fähigkeiten entspricht und genügend Freiraum bietet, um bei aktiven Entzündungsphasen auch mal einen Gang zurück schalten zu können. So kannst du dich zum einen um deine Karriere kümmern und zum anderen auf mögliche Unvorhersehbarkeiten vorbereitet sein.

In unserem Handbuch CED ALLTÄGLICH findest du viele weitere Ratschläge und Anregungen für den Umgang mit der CED im Alltag, darunter neben Themen wie Partnerschaft, Ernährung und Sport auch Tipps für den Umgang mit der CED im Berufsleben.